Aber nächstes Jahr Vorlesen

05. Jun 2020Inken Weiand
Meer und Sand, Bild von Stock Snap auf Pixabay

Aber nächstes Jahr

von Inken Weiand

Es ist Sommer.
Bald beginnen die Ferien.
Pia hat zwei Wochen frei.
Norman hat zwei Wochen frei.
Zwei Wochen lang fahren sie mit den Kindern in den Urlaub.
Alina und Maxi freuen sich schon darauf.
Zwei Wochen lang Urlaub.

Aber diesmal nicht auf dem Bauernhof. 
Nein, diesmal machen sie etwas Besseres. 
Diesmal fahren sie in ein Hotel. Ein richtiges Hotel.
Alina und Maxi sind aufgeregt.

Pia freut sich.
Endlich stinkt es nicht überall nach Stall.
Endlich kann man einmal ausschlafen.
Endlich muss sie nicht kochen.

Norman freut sich.
Endlich muss er nicht ständig hinter den Kindern herlaufen.
Endlich kann er einmal lesen oder fernsehen, so viel er will.
Endlich einmal kann er schwimmen oder tauchen. Den ganzen Tag.

Die Kinder freuen sich auch auf das Hotel.
Nicht immer nur Kühe.
Nicht immer nur Wandern.
Endlich mal Schwimmen und Pool und Rutsche.
Endlich mal das Essen aussuchen, das sie wollen.

Alle freuen sich.
Aber zuerst einmal muss man hinfahren zum Hotel.
Die Kinder sind ganz aufgeregt. 
Sie zappeln in der Eisenbahn hin und her.
Norman sagt: „Gebt endlich Ruhe!“
Pia lässt die Kinder auf dem Handy spielen. Aber dann ist der Akku fast leer.

Alina hat großen Hunger.
Pia packt Brötchen aus.
Alina beißt in ein Brötchen. Dann hat sie keinen Hunger mehr.
Pia packt die Sachen wieder weg.
Da hat Maxi Hunger.
Pia packt die Brötchen wieder aus.
Endlich sind sie da.

Ein Bus holt sie vom Bahnhof ab. Das ist bei einem Hotel so.
Beim Bauernhof kam Bauer Thomas.
Hier kommt ein Bus.
Norman schleppt die Koffer aus dem Zug.
Pia nimmt die Kinder an den Händen.
Der Busfahrer tut die Koffer in das Gepäckfach.
Noch viele andere Koffer.

Das Hotel muss sehr groß sein. So viele Leute wollen dahin.
„Mama!“, ruft Maxi.
Eine Frau schimpft, weil Maxi gerufen hat.
Pia nimmt Maxi in den Arm. Kinder dürfen nach ihrer Mama rufen.
Endlich fährt der Bus los.
Maxi sitzt auf Pias Schoß.
Alina und Norman sitzen neben ihr.
Alina malt an die Fensterscheibe.
Schon wieder schimpft jemand.
Der Busfahrer sagt durch, dass man nicht an die Scheibe malen darf.
Bei Bauer Thomas durfte man an die Scheibe malen.
Pia flüstert Alina zu: „Bald sind wir da!“

Im Hotel ist ein ganz weicher Teppich auf dem Boden.
Alina setzt sich sofort hin und streichelt ihn.
Pia bekommt Angst. Bestimmt tritt jemand dem Kind auf die Finger.
Schnell zieht sie Alina hoch.
Norman steht am Tresen und unterschreibt etwas.
Pia sieht sich nach Maxi um.
Maxi hüpft auf einem Bein.
Ein Mann schimpft.
Schnell nimmt Pia Maxi auch noch an die Hand.

Norman hat einen Schlüssel.
Ein fremder Mann nimmt die Koffer und trägt sie hoch.
Maxi mault: „Ich will meinen Koffer selber tragen! Ich bin schon groß!“
Der fremde Mann hört nicht zu.
Pia macht: „Pscht!“
Sie fahren mit dem Aufzug.
Sie gehen durch mehrere Gänge.
Hoffentlich hat sich Norman den Weg gemerkt.
Dann sind sie an ihrem Appartement.
Ein Glück. Der Mann stellt die Koffer ab und geht.

Endlich sind sie allen.
Alina hüpft auf das Bett.
Pia sagt streng: „Zieh die Schuhe erst aus!“
Alina mault. Aber sie zieht sich die Schuhe aus.
Dann springt sie auf das Bett.
Norman sagt: „Ich weiß nicht, ob man das hier darf.“

Die Möbel sind alle hell und weiß. Sie haben keine Kratzer. Alles ist sauber.
Norman meint: „Wenn wir etwas kaputt machen, müssen wir es bezahlen.“
Pia bekommt Angst. Bestimmt sind die Sachen teuer.
Sie sagt: „Helft mir auspacken!“
Die Kinder laufen durch das Zimmer.
„Hier ist mein Schrank!“
Alina reißt die Schranktür auf.
Sofort sind Fingerabdrücke auf dem Spiegel.
Bestimmt gibt es dafür auch Ärger.

Pia bittet Norman: „Geh doch mit den beiden auf den Spielplatz. Dann räume ich währenddessen aus.“
Norman geht mit den Kindern.
Pia räumt.
Dann geht sie die drei suchen.
Der Flur ist riesig. Pia findet schließlich einen Aufzug. Aber der geht nicht in die Hotelhalle, sondern in einen anderen Flur.

Pia hat sich verirrt.
Da klingelt ihr Handy.
Norman fragt: „Wo bist du?“
Es dauert lange, bis sie sich gefunden haben.
Da müssen sie auch schon zum Abendessen.
Alina sagt: „Ich habe Hunger.“
„Das ist gut. Es gibt jetzt Essen.“
Essen gibt es in einem großen Saal. Da ist ein riesiges Buffet aufgebaut.
Das ist gut. Da kann jeder aussuchen, was er mag.

Pia geht mit Alina und Maxi.
Die Kinder dürfen jeder einen Teller nehmen.
Die Schlange ist lang.
Alina muss lange überlegen, was sie nimmt.
Sie nimmt ein bisschen Salat.
Ein Mann schimpft. Alina ist zu langsam.
Eine Frau stolpert über Maxi.
Maxi nimmt sich Würstchen und Pommes und ein Schnitzel.
Pia sagt: „Geh schnell wieder zu Papa!“
Maxi stiefelt los.
Er guckt gut auf seinen Teller.
Deshalb sieht er die Frau nicht. Er läuft genau in sie hinein.
Die Frau schimpft. Sie hat jetzt einen Ketchup-Fleck auf dem Kleid.
Maxi weint.

Alina findet nichts, was sie mag.
Pia geht mit ihr am ganzen Buffet entlang.
Pia selber hat sich noch gar nichts geholt.
Pia bringt Alina zu Norman.
Norman sagt: „Dann gehe ich mir jetzt mal etwas holen.“
Pia hat auch noch nichts.
Aber sie setzt sich trotzdem.
Norman beeilt sich.

Pia geht zum Buffet.
Sie beeilt sich auch. So hatte sie sich das nicht vorgestellt.
Nach dem Abendessen gehen sie schnell hoch. Ganz schnell. Dabei spielt noch eine Kapelle. Man könnte tanzen.
Aber alle wollen nur noch hoch.

Im Zimmer sitzen sie und sehen fern. Das kann man immerhin auch hier machen.
Plötzlich sagt Alina: „Bei Bauer Thomas würden wir jetzt die Kaninchen füttern.“
Alle schweigen.
Dann sehen sie weiter fern.
Morgens sind die Kinder früh auf.
Pia würde gern noch schlafen. Aber das ist schwierig, wenn zwei Kinder auf einem herumturnen.
Also kuschelt sie noch eine Weile mit Alina und Maxi.
Dann machen sie sich fertig.

Es ist sieben Uhr. Bestimmt gibt es noch kein Frühstück.
Und bestimmt darf man keinen Lärm machen.
Leise ziehen sie sich an, alle drei.
Dann gehen sie zum Strand hinunter.
Dort waten sie mit den Füßen im Meer, dann laufen sie barfuß durch den Sand. Ganz lange. Schön ist das.

Plötzlich klingelt Pias Handy.
Norman.
Er fragt: „Wo seid ihr?“
„Wir sind am Strand.“
„Es gibt Frühstück.“
„Okay, wir kommen zurück.“
Sie laufen zurück zum Hotel.
Natürlich haben sie Sand an den Füßen.
Sie gehen ganz vorsichtig. Trotzdem gibt es Spuren auf dem Flur.
Bei Bauer Thomas steht ein Wischer auf dem Flur. Damit kann man schnell die Fliesen abwischen.
In der Wohnung duschen sie sich die Füße ab.
Maxi kichert.
Norman macht: „Pst! Bestimmt schlafen die anderen Leute noch.“
Bei Bauer Thomas sind morgens alle schon auf.
Helmi ist schon im Stall. Die Kühe gehen am Haus vorbei. Der Hahn kräht.
Da ist es egal, wenn ein Kind kichert.

Leise gehen sie zum Frühstücksbuffet.
Hier gibt es Brötchen und Brot und Stuten.
Müsli und Cornflakes und Obst.
Joghurt und Milch.
Kaffee und Kakao und Tee.
Wurst und Käse und Schinken und Marmelade und Honig.
Alle staunen.
Dann holen sie sich Frühstück. Das Frühstück ist wundervoll.

Nach dem Frühstück gibt es Kinderspaß.
Kinderspaß hört sich gut an, findet Pia.
Sie bringt Alina zum Kinderspaß.
Dann geht sie mit Norman an den Strand.
Der Strand ist ziemlich voll.
Trotzdem finden sie noch einen Platz.
Sie gehen schwimmen. Dann legen sie sich in die Sonne.
Es wird ein schöner Vormittag.

Mittags holen sie die Kinder ab.
Alina hat einen Sonnenbrand.
Maxi weint.
Er sagt böse: „Ich gehe da nicht mehr hin! Da ist zu viel Zwang.“
Pia lacht. Das hört sich so erwachsen an.
Maxi ruft: „Lach nicht! Ich geh da nicht mehr hin!“

Der Rest der Ferien wird mal gut, mal nicht so gut.
Immer scheint die Sonne, das ist gut.
Aber jeden Morgen muss Pia mit den Kindern reden, damit sie zum Kinderspaß gehen.
Das Frühstück ist super, das ist gut.
Bei den anderen Mahlzeiten gibt es Stress, das ist nicht so gut.
Nachmittags machen sie alle etwas zusammen.
Der Strand ist sehr voll.
Am Swimmingpool ist mehr Platz.
Manchmal planschen sie alle zusammen am Pool.
Einmal machen sie einen Ausflug.
Einmal laufen sie am Strand entlang.
Sie gehen Eis essen.
Abends gibt es immer Stress.

Dann sind die zwei Wochen um.
Pia packt die Koffer.
Alle frühstücken. Dann geht es mit dem Bus zur Eisenbahn.
Keiner bemalt die Scheiben.
Maxi sieht sich nachdenklich nach dem Hotel um.
Er meint: „Cool war es trotzdem.“
Alina sagt: „Ja.“
Pia und Norman sehen sich an. Dann ist ja alles gut.
Alina sagt: „Aber …“
„Aber was?“
„Aber nächstes Jahr fahren wir wieder zu Bauer Thomas!“

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