Die Taten der Herkuline - Teil 9 Vorlesen

04. Mär 2022Petra Wodtke
Stein am Fluss, Bild von amayaeguizabal auf Pixabay

9. Eris

Ich habe immer noch keinen goldenen Apfel.
Das Einhorn hat mich in den Zauber-Wald geschickt.
Dort bewachen Göttinnen einen Baum mit Äpfeln aus Gold.
Doch sie wollten mir keinen geben.
Sie haben mich zu einer anderen Göttin geschickt.
Ihr Name ist Eris.
Sie hat auch einen goldenen Apfel.
Aber der ist anders.
Ich weiß nicht, was das heißt.

Die Göttinnen sagten, vielleicht hilft Eris mir.
Ich muss lange nach Eris suchen.
Sie sitzt auf einem Stein an einem Fluss.
Sie spielt mit einem Stock im Wasser.
Sie sieht sehr lieb aus.

„Hallo“, sage ich: „Die Göttinnen aus dem Zauber-Wald schicken mich.“
Eris sieht mich an.
Ihre Augen strahlen wie kleine goldene Äpfel.
Ich habe sofort Respekt vor ihr.

Eris sagt: „Hallo Herkuline. Ich habe auf dich gewartet. Du suchst einen Apfel aus Gold. Ich habe einen. Aber er ist anders.“

Eris greift in die Luft.
Und plötzlich hält sie einen goldenen Apfel in der Hand!
Er ist perfekt und wunderschön!
Ich will ihn haben. Sofort!
Ich gehe auf Eris zu.
Dabei sehe ich sie nicht mehr.
Ich habe nur Augen für den Apfel aus Gold.

Eris sagt: „Willst du ihn haben? Ich würde ihn dir geben.“

Ich will nur noch den Apfel.
Ich sehe und höre nichts mehr.
Ich denke: Wieso hat Eris den Apfel?
Sie darf ihn nicht haben!
Nur ich darf ich haben, nur ich, ich, ich!
Ich will den Apfel an mich reißen.

Da wirft Eris ein Tuch darüber.
Er ist weg.
Plötzlich bin ich ganz verwirrt.
Was habe ich da gerade gedacht?
Ich habe nur den Apfel gesehen.
Ich wollte ihn Eris aus den Händen reißen.
Und ihn nur für mich haben.
So kenne ich mich gar nicht!
Was war da los mit mir?

Ich fange an zu weinen.
Ich halte mir die Hände vor das Gesicht.
„Entschuldigung!“, sage ich.
Ich schluchzte.
„Eris, es tut mir leid. Ich weiß nicht, was los war. Ich bin ganz verwirrt!“

Eris legt mir ihre Hand auf den Kopf.
Die Hand ist ganz leicht.
Sofort fühle ich mich besser.
Die Hand einer Göttin kann Wunder wirken.

Eris sagt: „Das macht der Apfel. Weißt du was für eine Göttin ich bin?“
Ich schüttele den Kopf.

„Ich bin die Göttin für den Streit. Das heißt, ich will, dass die Menschen sich nicht streiten. Sie sollen lieb miteinander sein. Aber manchmal tun sie nur so. Sie sagen, sie mögen sich, denken aber schlecht über die anderen. Das ist gemein. Das decke ich auf. Dafür habe ich den Apfel. Es ist ein Zank-Apfel. Jeder der ihn sieht will ihn sofort haben. Man gönnt niemandem den Apfel! Hast du das gespürt?“

Ich nicke stumm.
Ich wusste nicht, dass Eris die Göttin für den Streit ist.
Jetzt habe ich noch mehr Respekt vor ihr.

Eris sagt: „Ich gebe dir den goldenen Zank-Apfel. Wenn du das möchtest. Aber das kann gefährlich sein. Das ist sehr viel Verantwortung. Möchtest du das, Herkuline?“

„Ich weiß nicht“, sage ich.
„Was möchtest du?“, fragt Eris.
„Ich möchte Lisa heiraten!“, rufe ich.
„Dann nimm den Apfel“, sagt Eris: „Und tue das Richtige.“

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